Die Selbsthilfegruppe "Anonyme Hotlinemitarbeiter" sitzt wie jede Woche zusammen. Der Gruppenleiter eröffnet die Sitzung.

"Heute begrüßen wir ein neues Mitglied", sagt er. Peter, der Neue, schaut sich ängstlich um, die Hände in den Hosentaschen. "Hallo, ich bin der Peter, 32, Abteilung Kundenservice. Ich hatte heute einen DAU am Telefon."

Schaudern.

"Einen echten DAU?", fragt einer.
"Ja", sagt Peter mit dünner Stimme, "den dümmsten anzunehmenden User."
Und das war so:

Peter: "Was kann ich für Sie tun?"
DAU: "Ich will, dass Sie mir sofort einen neuen Scanner besorgen!"
Peter: "Warum denn das?"
DAU: "Weil das dumme Ding durch Ihre Schuld zerstört wurde!"
Peter: "Wie ist denn das passiert?"
DAU: "Ich sollte einen Screenshot machen und Ihnen schicken."
Peter: "Ja, und was haben Sie gemacht?"
DAU: "Na, den Bildschirm auf den Scanner gelegt und gescannt halt..."

Ruhe im Raum. Die Selbsthilfegruppe blickt stumm zu Peter. Der sitzt da, kaut auf den Fingernägeln, presst die Knie zusammen. "Peter", sagt der Gruppenleiter, "schön, dass du so offen darüber sprichst. Aber du bist nicht alleine mit deinen Problemen. Los Tom, erzähl' deine Geschichte."

Tom ist erst 25, aber schon seit zwei Jahren bei den "Anonymen Hotlinemitarbeitern". Er kratzt sich verlegen am Hals, holt tief Luft und erzählt von seinem letzten Schicksalsschlag.

DAU: "Ich möchte mich beschweren, ich habe jetzt schon den zweiten Drucker, und der ist auch schon wieder kaputt!"
Tom: "Welches Modell ist es denn, und was ist genau los? Leuchten Lämpchen am Gerät, bekommen Sie eine Fehlermeldung?"
DAU: "Ja, da leuchtet auf einmal immer so eine rote Warnlampe am Drucker!"
Tom: "Ist da so ein Tropfensymbol?"
DAU: "Ja, so ein schwarzes."
Tom: "Nun, dann muss nur eine neue Schwarzpatrone eingesetzt werden."
DAU: (Pause) "Ach, so ist das. Und ich hab' extra meinen Sohn losgeschickt, damit er denselben Drucker noch einmal kauft!"

Aufruhr. Die Gruppenmitglieder krümmen sich vor Schmerz, verziehen die Gesichter. Der Gruppenleiter spürt, dass es jetzt an der Zeit ist für eine besinnliche Minute. "Leidensgenossen", sagt er, "fasst euch bei den Händen." Die Gruppe tritt zusammen, ganz nah, jeder nimmt die Hand des Nächsten. "Unsere Gedanken gelten allen Hotlinemitarbeitern da draußen", sagt der Gruppenleiter, "haltet durch!" Peter geht es jetzt schon viel, viel besser. Er fühlt sich wohl in der Gruppe, er will nächste Woche auf jeden Fall wieder vorbeikommen.

Die "Anonymen Hotlinemitarbeiter" treffen sich unter:

www.autsch.de/bitsteller

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